Kleine Besetzung, großes Theater: Die Theodissa-Bühne gab eine gelungene Vorstellung. Foto: Westerweg

Diez-Freiendiez. 

Unzweifelhaft männlichen Geschlechts . . . „Macht alles, was ich sage“, singt an liederlichen Abenden des Öfteren unzüchtige Lieder und schöpft sein Repertoire aus dem Wirtshaus an der Lahn, dort, wo sie „Schweinereien machen.“ Dass das Exemplar, diesmal „aus der Familie der Keilschwanzsittiche“, wegen ruhestörenden Lärms als Akte Sturm vor Gericht landete – zu verdanken ist es Horst Helfrich, dem verstorbenen Gründer der Theodissa-Bühne. Die stöberte für das Theaterprogramm nicht ohne Not in den früheren Werken des Schriftstellers, fand den „Papagei mit Folgen“ und rankte drumherum drei weitere Einakter für eine abendfüllende Vorstellung in der Halle auf dem Wirt.

Es fehlt an Darstellern

Mit dem ungewöhnlichen Auftritt zollte die Bühne unter der Leitung von Ilona Reinhard der Tatsache Tribut, dass der munteren Truppe die Darsteller ausgehen. Mit Roswitha Dietrich, Esther Koder, Gabi Teetz, Torsten Assmann, Thomas Stauch und Hans Peter Eberl allein lässt sich ein komplettes Stück kaum aufführen, zumal vor diesem Hintergrund die Auswahl geeigneten Stoffs zusätzlich einschränkt wird. Wenigstens standen für den Theaterabend Silke Heilscher und Tobias Helfrich zur Verfügung, zwei Darsteller, die sich aus privaten Gründen zurückgezogen hatten und diesmal in alter Verbundenheit einsprangen. Dennoch bleibt der Nachwuchsmangel nicht ohne Folgen. Auf Gastspiele muss in diesem Jahr ganz verzichtet werden, und die finanzielle Seite lässt angesichts geringerer Einnahmen keinen Spielraum. Umso mehr freute sich Ilona Reinhard über die mit rund 270 Besuchern vollbesetzte Halle.

Ein „ausgefranster Bussard“, und mag er im Kirchenchor auch nur fromme Lieder singen, eine Beisitzerin im Bund wider die Pornografie und dazu eine „ausgeleimte Dezuntantin“ (Roswitha Dietrich als Resi Wulff), schon sind Nachbarschaftsstreitigkeiten im Gange und – für „Sänger“ Raphael samt Besitzerin Nora Sturm (Gabi Teetz) – die Schranken des Diezer Amtsgerichts nicht mehr weit. Dumm nur, dass sich die von Wachtmeister Tobias Helfrich begleiteten Richter (Torsten Assmann), Staatsanwalt (Thomas Stauch) und Verteidiger (Hans Peter Eberl) selbst als leicht angeschlagene Urheber des schlüpfrigen Liedguts zu erkennen geben mussten.

Und wie „Oma allein zu Haus“ sich und ihrem „Hausmittel“ Doppelkorn dem Zugriff der Enkeltochter (Esther Koder) entzieht, das führte Elli (Gabi Teetz) getreu dem Grundsatz „aus lauter Angst vor dem Tod nicht auf das Leben verzichten“ vor. Nachdem der Inhalt eines Sixpacks in der Wohnung versteckt und Nachschub aus der Wärmflasche nachgeschenkt war, beschied Oma die Zuschauer: „Intelligenz allein genügt nicht, man muss auch Köpfchen haben . . .“

Doch nicht immer lassen sich bei den Feierlichkeiten zum 100-jährigen Bestehen eines Gesangvereins Tradition und Fortschritt unter einen Hut bringen. Gabi Teetz, Roswitha Dietrich, Torsten Assmann, Thomas Stauch und Hans Peter Eberl demonstrierten beim „Ruf des Uhus“ anhaltende Uneinigkeit und überließen schließlich Tobias Helfrich als Schulmeister, Silke Heilscher als Ehefrau und Esther Koder als Tante die Bühne im Mundart-Stück „Der Schliwwer“.

Für die Bühne zeichneten Lothar Reinhard, Willi Groß, Rudolf Schmidt und Torsten Schneider verantwortlich, die Bühnentechnik besorgten Harald Malm und Uli Malm, Maske und Frisuren gestaltete Claudia Prause-Stöckert. Souffleuse war Ute Ziska.

(hbw)

Quelle: NNP, 29.11.2014, http://www.nnp.de/lokales/limburg_und_umgebung/Eine-muntere-Truppe;art680,1151488